Der Black Friday ist längst kein US-amerikanisches Einzelhandelsphänomen mehr. Was einst als erster Einkaufstag nach Thanksgiving begann, hat sich zu einem der sichtbarsten globalen Konsumereignisse des Jahres entwickelt. Auch 2025 wird der Black Friday wieder Millionen von Menschen online wie offline zu intensiven Dealjagden anregen.
Für Händler ist er einer der bedeutendsten Umsatztreiber überhaupt, teilweise ein wichtigerer Peak als der klassische Weihnachtshandel. Für Konsument*innen ist er Chance, Risiko, Event, Gelegenheit – und oft auch Stress.
Doch jenseits von Rabatten und Online-Werbung steckt hinter dem Black Friday ein zutiefst sozialer Prozess, der sich hervorragend mit den vier Kategorien sozialen Handelns nach Max Weber beleuchten lässt:
- zweckrational,
- wertrational,
- affektuell und
- traditional.
Gerade weil SEGMNZ den „Circle of Motivation“ in den Mittelpunkt stellt, ist der Black Friday ein ideales Beispiel dafür, wie Konsumverhalten, Marketingdynamiken, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Werte miteinander verwoben sind.
Der Black Friday 2025 – Zahlen, Trends und Entwicklungen
Der Black Friday ist längst kein Tag mehr – er ist eine Season. Händler sprechen heute eher von einer Black Week, manche sogar von einem Black November. Die Deals starten im Schnitt 10 bis 14 Tage vorher, und auch nach dem offiziellen Datum gehen viele Aktionen bis zum Cyber Monday weiter.
Globale Trends 2025
- Elektronik bleibt weiterhin die stärkste Produktkategorie.
- Mobile Shopping macht inzwischen mehr als die Hälfte aller Black-Friday-Käufe aus.
- Konsument*innen vergleichen Preise intensiver als je zuvor.
- Nachhaltigkeitsfragen gewinnen an Bedeutung: Immer mehr Menschen fragen nach Lieferketten, Retourenregelungen und echter Preisfairness.
- Vertrauen wird zur knappen Ressource: Viele Käufer zweifeln an der Echtheit mancher Rabatte.
Deutsche Perspektive 2025
- Der Black Friday überholt in manchen Branchen das Weihnachtsgeschäft.
- Besonders beliebt sind Smartphones, Haushaltsgeräte, Mode und Möbel.
- Die Retourenquote bleibt hoch und belastet Händler finanziell wie ökologisch.
- Preisvergleichsportale erleben enorme Traffic-Sprünge im November.
All das zeigt: Hinter dem Black Friday steht ein komplexes Zusammenspiel aus wirtschaftlichen Interessen, technologischen Entwicklungen, kulturellen Mustern – und vor allem: Motiven. Und genau hier setzt Max Weber an.
Black Friday durch die Weber-Perspektive – Soziale Motivation & Zielgruppensegmentierung
Max Weber unterscheidet vier Grundformen sozialen Handelns. Sie liefern ein präzises Raster, um das Verhalten von Käufern, Händlern und Plattformen am Black Friday 2025 zu verstehen.
Zweckrationales Handeln – Strategie und Kalkulation im Rabattdschungel
Zweckrational handelt, wer bewusst Mittel und Ziele gegeneinander abwägt, um ein möglichst effizientes Ergebnis zu erzielen.
Bei Konsument*innen zeigt sich Zweckrationalität z. B. in:
- gezieltem Preisvergleich vor dem Kauf,
- Wunschlisten, die Wochen vorher angelegt werden,
- Nutzung von Preisalarm-Tools,
- strategischem Timing („Ich warte bis Freitag, da ist der Preis am niedrigsten“),
- klaren Budgetentscheidungen.
Ein Großteil der Käufer möchte Geld sparen, nicht irgendetwas kaufen. Der Black Friday bietet viele Datenpunkte, Tools und Transparenzinstrumente – perfekte Bedingungen für zweckrationale Entscheidungen.
Bei Händlern ist Zweckrationalität sogar noch stärker ausgeprägt:
- Einsatz dynamischer Preisalgorithmen
- Retargeting-Kampagnen basierend auf Nutzerverhalten
- fein granuliertes Monitoring von Conversion Rates
- Investitionen in Serverstabilität und schnelle Checkoutprozesse
- Optimierung von Angebotsseiten für SEO und Mobile Use
Der Black Friday ist ein Kampf um Aufmerksamkeit, Marktanteile und Margen – hoch rational geplant und datengetrieben.
Wertrationales Handeln – Bedürfnisse nach Fairness, Nachhaltigkeit und Integrität
Wertrationales Handeln folgt inneren Überzeugungen, nicht Effizienzmaximierung. Und ja – selbst am Black Friday gibt es Werte.
Käufer handeln wertrational, wenn sie z. B.:
- bewusst nachhaltige oder langlebige Produkte bevorzugen,
- faire Arbeitsbedingungen unterstützen möchten,
- auf Transparenz bei Preisgestaltung achten,
- nur das kaufen, was sie wirklich brauchen.
Der Black Friday wird zunehmend kritisch gesehen, viele Konsument*innen möchten nicht „blind konsumieren“.
Händler handeln wertrational, wenn sie:
- transparente Rabatte anbieten statt künstlich aufgeblasener Nachlässe,
- nachhaltige Liefermethoden kommunizieren,
- soziale Verantwortung in Kampagnen integrieren,
- bewusst auf „Kaufe jetzt sofort!“-Manipulation verzichten.
Auch wenn das wertrationale Segment kleiner ist als das zweckrationale – sein Einfluss wächst. Verbraucher belohnen Marken, die nicht nur billig, sondern auch glaubwürdig sind.
Affektuelles Handeln – Emotionen, FOMO und Impulskäufe
Affektuelles Handeln ist emotional, spontan, oft unkontrolliert – und am Black Friday allgegenwärtig.
Typische affektuelle Verhaltensweisen von Konsument*innen:
- Impulskäufe durch starke Preisreize
- FOMO („Dieses Angebot kommt nie wieder!“)
- Adrenalin bei Countdown-Deals
- Social-Media-Druck („Alle posten ihre Schnäppchen…“)
- Freude am „Jagen“ und Gewinnen eines vermeintlichen Deals
Marketingstrategien nutzen diese Emotionalität bewusst: knappe Bestände, aggressive Opt-ins, Live-Countdowns, blinkende Banner.
Auch Händler sind nicht frei von affektuellem Verhalten:
- panisches Nachjustieren der Preise
- emotionale Reaktionen auf Konkurrenzangebote
- akute Angst, Marktanteile zu verlieren
- extrem kurzfristige Entscheidungen im Social-Media-Marketing
Emotion ist einer der stärksten Treiber des Black Fridays – oft stärker als Zweckrationalität.
Traditional Handeln – Black Friday als moderne Konsumtradition
Traditionales Handeln ist Gewohnheit – und genau das ist der Black Friday heute:
- Viele Menschen kaufen „jedes Jahr am Black Friday“.
- Für manche beginnt damit offiziell der Weihnachtskauf.
- Händler folgen wiederkehrenden Planungsschablonen.
- Familien, Freundeskreise oder Firmen haben feste Kaufrituale.
Der Black Friday ist im kollektiven Bewusstsein angekommen.
Tradition verstärkt damit Zweckrationalität und Affekt gleichermaßen:
Man kauft, weil man es immer so gemacht hat, nicht unbedingt weil der Preis optimal oder der Bedarf konkret ist.
Black Friday aus der Sicht des Online-Marketings & SEO
Für SEGMNZ ist besonders spannend, was diese Motivlagen für Marketingstrategien bedeuten. Die Verknüpfung von Weber’scher Theorie und digitalem Handel zeigt wichtige Ansatzpunkte:
Zweckrationalität im Marketing nutzen
- Preisvergleichsfreundliche Produktseiten erstellen
- Angebote klar strukturieren (Benefits, Preise, Rabatthistorie)
- SEO-optimierte Landingpages Monate vorher live schalten
- klare Zielgruppenlogiken und Funnel-Strategien einsetzen
- Daten nutzen, um personalisierte Empfehlungen auszuspielen
Wertrationalität adressieren
- Nachhaltige Versandoptionen hervorheben
- Reale Rabatte statt manipulativer Preisgestaltung
- Responsible-Marketing, das bewusst Ruhe statt Druck kommuniziert
- CSR-Maßnahmen sichtbar machen
Affekt steuern – aber nicht manipulieren
- Countdown-Elemente verantwortungsvoll einsetzen
- Storytelling statt reiner Rabatt-Reizüberflutung
- Community-Building für langfristige Kundentreue
Tradition stärken
- Wiedererkennbare jährliche Kampagnen
- Black-Friday-Newsletter-Serien, die jedes Jahr erwartet werden
- Frühzeitige Ankündigungen („Wir kommen wieder!“)
Risiken, Herausforderungen und gesellschaftliche Auswirkungen
Ökologische Risiken
- Hohe Retourenquote
- Logistikemissionen
- Kurzlebige Produkte
Ökonomische Risiken
- Margendruck für Händler
- Überlastung von Support und Logistik
- Höhere Werbekosten (CPC/CPA steigen im November massiv)
Psychologische Risiken
- Stress, Entscheidungsdruck, Fehlkäufe
- Social-Media-Vergleichsdruck
- Schuldgefühle nach Impulskäufen
Black Friday ist damit auch ein Spiegel gesellschaftlicher Dynamiken – und der Motivlagen, die Max Weber beschreibt.
Praxisleitfaden
Für Konsument*innen
- Wunschliste frühzeitig erstellen
- Budget festlegen
- Preisverläufe prüfen
- Händlerbewertungen checken
- Retourenpolitik beachten
- Impulskäufe reflektieren („Brauche ich das wirklich?“)
Für Händler
- SEO-Vorbereitungen mindestens 6–8 Wochen vorher
- Landingpages bereits im Herbst erstellen
- Klar fokussierte Botschaften für Zielgruppen
- Personalisierte Empfehlungen über E-Mail und Remarketing
- Logistik und Support vorbereiten
- Faire Preisgestaltung sichtbar machen
Black Friday als Spiegel der Zielgruppensegmentierung im digitalen Handel
Der Black Friday 2025 ist weit mehr als ein Shoppingevent. Er ist ein Ort, an dem die vier Formen sozialen Handelns nach Max Weber sichtbar miteinander konkurrieren und kooperieren: rationale Kalkulationen, Wertorientierung, Emotionen und Konsumtradition.
Für Unternehmen im E-Commerce zeigt das Phänomen, wie wichtig es ist, nicht nur Verkaufsstrategien, sondern auch Motivationen zu verstehen.
Für Käufer*innen zeigt es, dass es sich lohnt, die eigenen Beweggründe bewusst zu reflektieren – denn Konsum ist immer mehr als ein finanzieller Vorgang. Er ist soziales Handeln.
Quellen
- Wikipedia – Black Friday (shopping)
https://en.wikipedia.org/wiki/Black_Friday_(shopping) - DHL E-commerce Insights – Black Friday Trends
https://www.dhl.com/global-en/microsites/ec/ecommerce-insights/insights/reports/2025-black-friday-trends.html - Queue-it – Black Friday Statistics
https://queue-it.com/blog/black-friday-statistics - WELT – Handels- und Konsumberichte
https://www.welt.de - Handelsblatt – E-Commerce & Handelsanalysen
https://www.handelsblatt.com - Wikipedia – Black Friday (Deutsch)
https://de.wikipedia.org/wiki/Black_Friday

